WAS IST DAS GEGENTEIL VON ANGST?
Mut?! Kaum ein Führungsartikel , der nicht zu mehr Mut aufruft. Aber man vergisst gerne, dass es noch lange nicht mutig ist, andere zu mehr Mut aufzufordern (und vielleicht sogar ziemlich feige). Es braucht wirklich nicht viel Mut, mehr Mut einzufordern.
Mut ist jedoch eine radikal subjektive Kategorie (wie übrigens alle Haltungen, die einen Geisteszustand ausmachen). Was für mich ein mutiger Schritt ist, ist für andere business as usual. Deshalb ist es völlig sinnlos, von anderen zu verlangen, mutiger zu sein. Das Einzige, was wir tun können, ist, Erfahrungsräume zu schaffen, in denen jeder seine eigene Haltung reflektieren und gegebenenfalls Stück für Stück ändern kann. Dafür brauchen die Menschen aber Sicherheit. Sonst werden sie sich gar nicht bewegen. Mit anderen Worten: Wir brauchen nicht mehr Mut, sondern psychologische Sicherheit. Das Ziel muss sein, Organisationen zu schaffen, in denen Mut überflüssig ist. Ein Umfeld, in dem viel mentale, moralische oder sogar physische Stärke erforderlich ist, um etwas zu wagen und durchzuhalten, kann nicht zu mehr Innovation führen.
Einsame Held*innen, die Gefahren, Ängsten und Schwierigkeiten trotzen, werden nicht zusammenarbeiten, sondern ihre Silos schützen. In einer idealen neuen Arbeitswelt mit flachen Hierarchien ist Mut nicht mehr nötig, aber um dorthin zu gelangen, brauchen wir vielleicht auch eine stärkere Führung (und schützende Hierarchien) – so paradox das auch klingen mag. Sonst bleiben wir bei Lippenbekenntnissen und geben vor, mutig zu sein, ohne es zu sein. Stattdessen brauchen wir mutige Männer und Frauen, die mit gutem Beispiel vorangehen, die ein Umfeld schaffen und schützen, in dem Veränderungen wirklich möglich sind, und die in der Lage sind, um Hilfe und Unterstützung zu bitten, wenn sie der Mut verlässt.
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